Camper must be approved and published
85,00 pro Mietnacht EUR71 Nächte4 min
zurück zur Übersicht

Iberische Halbinsel

10 Wochen Elternzeit "on the road"

Da soll noch einer sagen, dass es sich mit einem Baby schlecht reisen lässt. Alle Sorgen und Warnungen großelterlicher (Über-)Vorsorge zum Trotz haben wir drei - Friederike, Nike und ich - uns aufgemacht, die iberische Halbinsel zu erkunden.

PaulCamper-Camper-Niki-Family

Eine längere gemeinsame Elternzeit war auch einer der Gründe gewesen, warum wir uns eigentlich einen Bulli, d.h. einen VW California der fünften Generation, angeschafft hatten, etwas, wovon fast jeder schon mal geträumt hat. Unseren VW T5 Camper Niki kann man bei PaulCamper mieten.

Minutiös hatte ich schon Monate zuvor eine Route zusammengestellt, die uns in 71 Tagen in kulturelle Zentren als auch verlassene Gegenden, in Gebirge als auch ans Meer führen sollte. Allein 30 UNESCO-Weltkulturerbestätten waren auf meiner Liste. Auch wenn wir sie nicht eisern verfolgen wollten, so sollte uns diese Reiseroute zumindest als Wegweiser dienen. Schon nach zwei Wochen hielten wir uns kaum noch an den Plan, der sich als ein wenig zu ehrgeizig erwies - die erste Erkenntnis auf unserer Tour.

Von Berlin startend sollte es zu Freunden und Verwandten in Süddeutschland gehen, danach durch die Schweiz, aber bitte nicht auf kürzestem Weg. Obwohl im April noch viele Passstraßen geschlossen sind, hatten wir Gelegenheit, bei Schnee uns Sonnenschein das Alpenpanorama zu genießen.

PaulCamper-Camper-Niki-Alpenpass

Weiter ging es an die italienische Riviera, von dort an die Côte d'Azur. Das erste Mal nun Füße im Sand und Picknick mit Blick aufs Meer. In der Provence machten wir länger halt, folgten den Spuren der Römer in Arles und Nimes, beobachteten Flamingos in der Carmargue.

PaulCamper-Camper-Niki-Mittelmeer PaulCamper-Camper-Niki-Marvao

Schmalen serpentinenhaften Küstenstraßen folgend passierten wir die spanische Grenze mit der zweiten Erkenntnis, dass wahrscheinlich so manche Straßen erheblich einfacher mit dem Bulli zu bewältigen sind, als mit einem ausgewachsenen Wohnmobil. Obwohl mir hier so mancher widersprechen würde, so passte der Camper mit seinen fünf Metern Länge und zwei Metern Breite bequem auch um engere Kurven. Die knapp 180 PS sorgten außerdem dafür, die vielen Anstiege recht flott bewältigen zu können. Überhaupt sind Autobahn nur dann gefahren, wenn weite Entfernungen zu überwinden waren.

Ein großer Reiz war es nämlich für uns, auf einsamen Landstraßen durch Spanien und Portugal zu cruisen, vollkommen abseits ausgetretener Touristenpfade. So manche überraschende Entdeckung machten wir dann ganz ungeplant am Wegesrand – sei es ein wilder Stellplatz direkt am Strand neben griechischen Ruinen aus dem 7. vorchristlichem Jahrhundert, oder eine Kolonie von Geiern, die sich direkt vor unserer Nase in einen Felsen krallen. Obwohl wir bekannte und berühmte Orte – Barcelona, Toledo, Cordoba, Granada, Sevilla, Lissabon, Porto, Oviedo, San Sebastian, um nur einige zu nennen – ansteuerten, so waren es doch die “Zufallsfunde” am Wegesrand, die uns im Gedächtnis blieben: kleine Dörfer, einsame Stauseen, idyllische Strände oder majestätische Burgen und Berggipfel - die vierte Erkenntnis. Denn dort fanden wir das authentische Spanien und Portugal und dessen Bewohnen, die sich auf den einen oder anderen Schwatz mit uns einließen.

PaulCamper-Camper-Niki-Lissabon Grafitti

Meine Favoriten diesbezüglich sind:

  • Empuries in Nordostspanien
  • das Valle de Boi in den spanischen Pyrenäen
  • die Sierra de Cuenca zwischen Teruel und Cuenca in Zentralspanien
  • die Stauseen und Sierras zwischen Toledo und Merida, zwischen Kastillien und der Extremadura
  • der Parque Natural da Serra de Marmede in Portual
  • der Parque Natural de Sintra-Cascais am atlantischen Ozean, westlich von Lissabon
  • und letztlich die weite zerklüftete Küste im westlichen und nördlichen Galizien, als auch in Asturien und im Baskenland (Nordwest- und Nordspanien)

Überhaupt, Autofahren in Spanien ist das reinste Vergnügen. Im krassen Unterschied zu Deutschland sind die Fern- und Nebenstraßen nahezu leer und dennoch im besten Zustand. Im Unterschied zu Frankreich muss man nur auf wenigen Strecken Maut zahlen. Nur rate ich jedem Camperfahrer davon ab, mit dem Wagen in Stadtzentren und Altstädte vorzustoßen. Nicht wenige Male stand mir der Schweiß auf der Stirn, als ich versuchte in zunehmend enger werdenden Gässchen abzubiegen oder zu wenden, eine hupende Kolonne von Einheimischen hinter mir. Mittelalterliche Straßen sind eben auch für einen Bulli nicht gemacht, sondern nur für echte Kleinwagen.

![PaulCamper-Camper-Niki-Spanische Küste](//images.contentful.com/kjp7nfy3dqus/597BZhHK6Aim4WomyCoyAo/1f7de3d4d2438dbb25bf06af48c38658/PaulCamper-Camper-Niki-Spanische_Ku__ste.jpg)

Eine weitere Erkenntnis war für uns, wie problemlos das Reisen mit Baby ist. Natürlich lassen sich “on the road" schwer feste Zeiten durchfechten, und so stimmte sich unsere Tochter auf den Rhythmus ihrer Eltern ein, schlief, wenn wir schliefen und aß, wenn wir etwas gegessen haben. Wir haben allerdings darauf geachtet, dass unsere Fahrzeiten nicht zu lang sind und haben das Auto immer wieder mal zur Spielwiese für Nike umgebaut. Den Kinderwagen hätten wir getrost zu Hause lassen können, der hilft auf dem Kopfsteinpflaster so mancher Altstadt nur bedingt. Eine Babytrage war da ein geeigneteres Transportmittel.

![PaulCamper-Camper-Niki-Marvao Dorf](//images.contentful.com/kjp7nfy3dqus/6tbpHokw0wYmwuGu0A6iYO/b727a3853669a6ca44f1cd9ab522526d/PaulCamper-Camper-Niki-Marvao_Dorf.jpg)

Und überhaupt, wir hatten zu viele Dinge eingepackt: ein Drittel meiner Kleidung habe ich gar nicht angezogen. Eine wichtige Erkenntnis, denn der Platz zu dritt im Bulli ist knapp und jeder Topf, jeder Pullover und jedes Buch, das zu Hause bleibt, ist Gold wert. Mein Tipp: Lasst beim Packen mindestens 20% der Stauräume frei, denn das ständige Umpacken und Aufräumen benötigt freie Kapazitäten. Sollte wirklich etwas fehlen, ist dies schnell im Supermarkt nachgekauft, z.B. Babybrei oder eine zusätzliche Wolldecke.

Das Langzeitcamping war für uns eine neue Erfahrung. Tatsächlich haben wir jede Nacht im Auto verbracht, im Dachzelt des Bullis, zu dritt auf einer 1,20 Meter breiten Matratze. Obwohl der Camper auch noch eine umklappbare Rückbank hat, war sie einfach nicht nötig. Am Anfang der Reise verbrachten wir noch nahezu jede Nacht auf einem der vielen Campingplätze. Mit Verlauf unserer Reise übernachteten wir zunehmend “wild” an Stränden, neben Kirchen, in oder neben kleinen Häfen, an Flüssen und Seen, neben Picknick- und auf ländlichen Rastplätzen. Wir bekamen einfach mit der Zeit ein Gefühl dafür, wo wir gut übernachten konnten, zum Beispiel da, wo schon andere Camper stehen und es sicher und schön ist. Obwohl offiziell in Spanien und Portugal nicht erlaubt, ist wild campen doch geduldet, vorausgesetzt und zurecht erwartet, dass man als Camper keinerlei Spuren der Übernachtung hinterlassen.

![PaulCamper-Camper-Niki-Portugal Küste](//images.contentful.com/kjp7nfy3dqus/B7Gvsh4uU8kEseweeWwwy/208254c2f2325b483aca8e3dfb0c69f5/PaulCamper-Camper-Niki-Portugal_Ku__ste.jpg)

Unsere nächste Route haben wir schon im Kopf: Dann wird es nach Schottland, Südskandinavien und Island gehen. Vorausgesetzt, wir haben wieder Zeit und Gelegenheit, einen Urlaub im Umfang von drei Monaten zu machen, vielleicht dann ja zu viert, wer weiß.

Christian