Camping mit E-Bike – Ist das überhaupt praktikabel? Ist so ein Rad nicht unheimlich schwer und braucht es das überhaupt beim Camping? Wie verhält sich so ein Rad und wie ist der Antrieb? Für was kann das Rad beim Campen eingesetzt werden und muss man dort etwas beachten? Wie funktioniert das Aufladen des E-Bikes beim Campen? Mit dem eigenen Fahrrad zusätzlich zum Camper ist man flexibel und unabhängig – Doch gilt das auch für Camping mit E-Bike? Was für Vor- und Nachteile gibt es, wenn man ein E-Bike mit in den Campingurlaub nimmt?
Diese und viele weitere Fragen wollen wir in unseren neuesten Testbericht über Camping mit E-Bike klären, denn wir haben dieses Jahr ein E-Bike auf Herz und Nieren getestet. Das E-Bike war mit auf der großen Skandinavien Rundreise durch Norwegen und Schweden und hat uns auch mit dem Camper nach Sardinien begleitet. Wir, Leon und Carina von PaulCamper, berichten hier über unsere Erfahrungen mit dem Scott E-SUB Comfort mit einem Antrieb von Shimano Steps.
Viele Camper nehmen auf ihre Campingreisen häufig ihre Fahrräder mit. Mit den Rädern sind sie dann an ihrem Urlaubsort flexibel und müssen nicht immer das Wohnmobil oder den Camper bewegen, um in die Stadt zu kommen, an den Strand zu fahren oder die Umgebung zu entdecken. Außerdem kann man natürlich tolle Fahrradtouren machen und sich so noch ein bisschen sportlich betätigen im Urlaub.
Daher sind auch wir eingefleischte Fans von Fahrrädern im Camping Urlaub. Auf den Reisen mit unserem VW Bus haben wir bisher immer unsere Räder dabei gehabt – egal ob es der Wochenendausflug an den See in Brandenburg ist oder die Reise nach Paris mit dem Camper. Wir fühlen uns mit den Rädern einfach flexibler und unabhängiger von unserem eigenen Fahrzeug oder den öffentlichen Verkehrsmitteln, die an manchem Urlaubsort ja auch nicht immer bestens ausgestattet sind.
Camping mit E-Bike – Spaß ist garantiert
Aber wozu braucht man nun beim Camping ein E-Bike?
Ich muss gestehen, E-Bikes waren für mich bisher immer nur Räder für Senioren oder Leute, die nicht mehr gut zu Fuß oder mit dem normalen Rad unterwegs waren. Camping mit E-Bike hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen, denn bisher hatten unsere Räder ganz guten Dienst getan. Obwohl ich gestehen muss, dass lange Fahrten mich sehr anstrengen und besonders Steigungen immer zu sehr viel Unmut beim Fahrradfahren sorgen, da ich dann immer schlecht voran komme.
Da wir wussten, dass wir im Sommer diesen Jahr die Skandinavien Rundreise von PaulCamper nachreisen wollten, kam uns die Gelegenheit recht, mal ein E-Bike für unsere Reise auszuprobieren. Denn eines war sicher: Die Steigungen der Fjorde in Norwegen würden doch heftiger werden als der kleine “Hügel” in Paris. Da wir viel mit den Rädern unterwegs sein wollten und auch die eine oder andere richtige Fahrradtour in Norwegen geplant hatten, war es umso besser, dieses Jahr einmal Camping mit E-Bike statt mit dem normalen Drahtesel auszuprobieren und euch hinterher einen detaillierten Testbericht dazu zu geben. Hier findest du übrigens die 10 spektakulärsten Norwegen Highlights.
Wir wollten wissen: Lohnt sich das E-Bike im Campingurlaub überhaupt? Ist es praktikabel einzusetzen? Wie klappt es mit dem Aufladen im Camper?
Diese und weitere Fragen werden wir euch nun beantworten.
3. Camping mit E-Bike: Vorstellung des Testfahrrads
Zunächst wollen wir euch vorstellen, welches Test-Fahrrad wir für Camping mit E-Bike genutzt haben. Hierbei handelt es sich um ein Scott E-Sub Comfort, was uns freundlicherweise von SHIMANO für den Test zur Verfügung gestellt wurde.
Der erste optische Eindruck ist sehr gut: Der Aluminium-Rahmen fühlt sich sehr robust und wertig an und begeistert mich sofort mit seiner schicken, blauen Farbe. Der Akku sitzt hinten unter dem Gepäckträger und ist recht unauffällig und praktisch verstaut. Der Motor von Shimano Steps ist ein sogenannter Mittelmotor. Das bedeutet, der Motor sitzt unten in der Mitte der Pedalen und damit ist der Schwerpunkt des Fahrrads auch in der Mitte. Somit stört der Motor auch nicht beim Fahren und ermöglicht ein ganz “normales” Fahrgefühl. Gesteuert wird der Antrieb des E-Bikes über einen kleinen “Bordcomputer”, der am Lenkrad angebracht wird.
Camping mit E-Bike – das Testrad von Scott
Bei der Wahl des Antriebs hat man vier verschiedene Modi zur Auswahl:
Es gibt drei verschiedene Leistungs-Modi, bei denen die Zuschaltung des Motors variiert. Der Modus mit der leichtesten Zuschaltung ist “Eco”. Hierbei wird nur wenig Leistung des Motors beim Treten der Pedale hinzugeschaltet, aber gleichzeitig spürt man schon etwas Unterstützung beim Fahren. Im Prinzip fühlt es sich so an, als wenn jemand von hinten leicht schieben würde.
Im Modus“Normal” steuert der Motor von Shimano schon mehr Leistung hinzu und man merkt deutlich eine Zunahme der Geschwindigkeit und Unterstützung beim Fahren.
Bei ganz steilen Anstiegen oder wenn man mal richtig schnell fahren will, kann man den “Hoch”-Modus wählen. Dann gibt der Motor richtig Gas und beim Treten der Pedale wird ordentlich Power dazu gegeben.
Wer möchte kann aber auch ganz auf die Zuschaltung des Motors verzichten und mit normaler Körperkraft fahren. Dann ist der Modus “off”. Dann fällt das Fahren natürlich ein bisschen schwerer, denn das Rad ist auch ein bisschen schwerer als ein normales Fahrrad.
Die Schaltung, die man entweder auf Automatik oder Manuell stellen kann, erleichtert einem das Fahren noch mal um einiges, da das Rad wie ein Automatikwagen selbständig hoch- under runterschaltet.
Zusätzlich hat das Rad noch einen Start-Modus sowie eine Schiebehilfe, die beim Anfahren oder Schieben (besonders mit Gepäck) helfen sollen. Diese beiden Features haben wir allerdings nicht gebraucht, denn wir waren mit beim Camping mit E-Bike ja ohne großes Gepäck unterwegs.
Der kleine Computer steuert das E-Bike
Hier noch mal alle wichtigen Daten des E-Bikes auf einen Blick:
Der Mittelmotor von Shimano Steps
4. Camping mit E-Bike in Norwegen – Der Test
Nun kommen wir aber endlich zum Eingemachten: Wie hat sich das E-Bike in unserem Campingurlaub in Skandinavien gemacht?
Zunächst einmal war die Handhabe des Rads ziemlich einfach und kinderleicht zu verstehen. Der kleine Computer musste nur in die Halterung gesetzt werden und angeschaltet werden und schon konnte es losgehen. Die drei verschiedenen Modi waren ziemlich selbsterklärend und je nach Steigung konnte man die Leistung hoch- und herunterschalten.
Die meiste Zeit bin ich im “Eco”-Modus gefahren, da selbst bei leichten Steigungen in Norwegen der Motor gute Dienste geleistet hat.
In Norwegen echt nützlich! Camping mit E-Bike
Doch natürlich gab es auch größere Steigungen: Besonders in Flam und Oslo hatten es so manche Strecken echt in sich! In Oslo beispielsweise war unser Campingplatz auf dem Holmenkollen, dem berühmten Berg bei Oslo mit der bekannten Olympia-Skischanze. In die Stadt hinein ging es dann erst mal eine ganze Weile bergab und man bekam schon das ungute Gefühl, dass es auf dem Rückweg recht lange steil nach oben gehen würde.
Und das Gefühl hat leider nicht getäuscht: Über 6 km ging es kontinuierlich nur bergauf – und zwar gefühlt mit 7-10% Steigung. Mit dem E-Bike war das allerdings kein Problem und mit den beiden Modi “normal” und “hoch” konnte ich sehr entspannt den Berg hinauf fahren. Im Gegensatz zu meinem Freund Leon, der mit seinem normalen Fahrrad unterwegs war und komplett fertig und nass geschwitzt auf dem Campingplatz ankam. Der Neid war mir auf jeden Fall sicher.
Durch die Fjorde Norwegens mit E-Bike – kein Problem!
Wie hat das Rad beschleunigt?
Das E-Bike von Scott mit dem Shimano Steps Motor hat sehr gut beschleunigt. Sobald man in die Pedale getreten und einen der drei verschiedenen Power-Modi zugeschaltet hatte, beschleunigte das Rad auf der Stelle. Für die Touren und Berge, die wir beim Camping mit E-Bike gefahren sind, hat auch die Power des Fahrrads immer ausgereicht. Häufig habe ich auch gar nicht die ganze Leistung ausgereizt, sondern bin im “Eco”- oder “Normal”-Modus gefahren. Das hat natürlich zusätzlich den Vorteil, dass der Akku des E-Bikes länger hält.
Wie hoch ist die Reichweite des Akkus?
Wir haben beim Camping mit E-Bike den Akku des Rades während der zwei Wochen lediglich einmal aufgeladen! Der Akku hält nämlich im “Eco”-Modus über 100 km (ca. 80 km im “Normal” Modus und knapp 70 im “Hoch”-Modus). Nach etwa einer Woche recht regelmäßigen Fahrens musste der Akku dann ans Netz und hat dann noch einmal die komplette zweite Woche durchgehalten. Auch wenn das Rad nicht eingeschaltet ist, verliert der Akku wenig bis gar keine Ladung.
Wie funktioniert das Laden im Camper?
Das Laden im Camper war auch ziemlich einfach, denn mit dem Fahrrad haben wir ein Ladegerät bekommen, in das der Akku gesteckt werden muss. Allerdings muss man den Akku mit 220V laden, mit 12V Bordbatterie kommt man da nicht weit. Mit Stromanschluss vom Campingplatz ist aber das Aufladen des Akkus dann auch kein Problem und in 2-3 Stunden ist der Akku des E-Bikes wieder voll aufgeladen. Und da wir nur ein einziges Mal in zwei Wochen aufladen mussten, war das auch vollkommen unproblematisch.
Wie ist die Praktikabilität von Camping mit E-Bike?
Wir fanden das E-Bike beim Campen ziemlich praktisch. Wenn man morgens Brötchen vom Bäcker holen wollte oder zum Supermarkt fahren wollten, konnte man sich schnell das E-Bike schnappen und losdüsen. Auch längere Touren in die nächste Stadt oder an den Strand waren mit dem E-Bike eine ziemlich nette Angelegenheit, denn das Fahren hat wirklich Spaß gemacht.
Bei der Weiterfahrt mit dem Camper wurden beide Räder hinten auf dem Fahrradträger verstaut und bis auf ein leicht höheres Gewicht des E-Bikes, gab es keine Unterschiede zu normalen Rädern.
Was sind die Negativ-Punkte beim Camping mit E-Bike?
Was leider wirklich bei dem getesteten E-Bike gestört hat, war die bedingte Nutzbarkeit des Rads ohne Strom oder den kleinen Computer. Wenn man nämlich den kleinen Steuerungscomputer im Wohnmobil vergisst oder so lange fährt, dass der Akku leer ist, kann man das Rad nur noch bedingt nutzen. Es fährt zwar noch, allerdings kann man die Gänge nicht mehr schalten und nur in einem einzigen Gang fahren. Das Licht funktioniert leider auch nur mit geladenem Akku, was natürlich blöd ist, wenn man abends fahren will und kein Licht hat.
Auch handelt es sich bei dem E-Bike um ein ziemlich hochwertiges Rad, welches die Diebstahlgefahr beim Reisen erhöht. Dem kann man natürlich mit einem sehr guten Schloss entgegenwirken. Wir waren dieses Jahr mit dem E-Bike in Dänemark, Norwegen und Schweden sowie in Italien und bisher ist alles gut gegangen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass vor allem in Großstädten die Diebstahlgefahr für ein E-Bike höher ist. Da man als eingefleischter Camper aber wahrscheinlich die Großstädte sowieso eher meidet, sollte das nicht allzu problematisch sein. Wir haben mit einem richtig dicken Kettenschloss von Abus den Dieben entgegengewirkt.
Mit dem Camper und E-Bike in den entspannten Urlaub
Vor- und Nachteile von Camping mit E-Bike
Vorteile:
Einfache Handhabe des E-Bikes mit dem kleinen Computer
Automatische Schaltung, man muss sich um nichts kümmern
Richtiger Fahrrad-Spaß!
Auch lange Touren machbar, da weniger anstrengend
Auch die steilsten Berge in Norwegen kein Problem
Nachteile:
Relativ schwer – mehr Gewicht auf dem Fahrradträger
Recht teures Fahrrad – Diebstahlgefahr in manchen Städten
Ladung des Akkus nur mit 220V möglich
Ohne kleinen Computer oder Strom nur bedingt nutzbar
5. Fazit Camping mit E-Bike
Das Campen mit dem E-Bike von Scott mit dem Shimano Steps Motor hat unglaublich viel Spaß gemacht! Die Fahrradtouren, die wir gemacht haben, waren für mich deutlich entspannter und haben mir deutlich mehr Fahrspaß bereitet als mit meinem normalen Drahtesel. Auch konnten wir deutlich längere Touren oder Touren mit größerer Steigung, wie in Norwegen bewältigen.
Aber auch in der Stadt hat das Fahren mit dem E-Bike einfach nur total viel Spaß gemacht und ich würde es am liebsten gar nicht mehr hergeben!
Ich würde behaupten, es ist fast wie einmal Business-Class fliegen: Man gewöhnt sich so schnell an den Standard und das angenehme Fahrgefühl, dass man danach gar nicht mehr zum alten Rad zurück will! So angefixt, überlege ich tatsächlich, ob es für unsere Touren nächstes Jahr ein richtiges E-Bike geben wird…
Und falls du im Gegensatz zu uns noch keinen eigenen VW Bus hast, kannst du hier einen VW Bus oder Wohnmobil mieten. Erfahre auch in unserem Magazin mehr über Radreisen und Camping.
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