Bulli Ausbau Schrauberinterview – Julia und ein Bus namens Nelson
# Leute
Julia aus Rostock baut ihren himmelblauen VW T5 Bulli Nelson zu einem echten mobilen Zuhause aus. Wir haben sie zum Thema Bulli Ausbau mit Fragen gelöchert.
Julia, wie bist du denn überhaupt aufs Campen gekommen?
Julia: „Die Liebe zum Campen hat sich erst in den letzten Jahren herauskristallisiert. Ich habe es an den Surfspots an der Ostsee kennengelernt. Einige Kite- und Windsurfer hatten den Luxus, direkt am Spot zu übernachten, statt die lange Strecke ans Wasser jeden Morgen neu zu fahren. Sie konnten gleich mehrere Tage bleiben und ich war echt begeistert! Weil es für mich lange utopisch war, einen eigenen Bulli zu haben, überlegte ich, einfach im Zelt zu übernachten. Aber gerade beim Kiten in Deutschland ist es so, dass Wind oft andere Naturgewalten wie Regen, Gewitter oder Sturm mit sich bringt. Sicherer, komfortabler – auch für die Materialien – ist ein Camper.
Meine erste Ausbau-Erfahrung hatte ich mit meinem damaligen Freund, aber hier hatten wir wirklich nur eine Liegefläche und einen Schrank. Als wir uns trennten, hatte ich erst einmal eine Weile keinen Bus mehr. Das hat mir wahnsinnig gefehlt. Mir hat gefehlt, frei zu sein und dort zu bleiben, wo es mir gerade gefällt. Ich bin gerne an den Orten, die man außer mit dem Auto kaum entdecken kann. Und dann wusste ich, dass ich mir den Wunsch erfüllen will, einen eigenen Bus zu besitzen. Ich habe dann mehr als ein Jahr gespart und so viel es ging zusammengekratzt. Bereut habe ich das zu keinem Zeitpunkt. Ich stecke auch immer noch Geld in den Bus, aber jeder einzelne Euro lohnt sich für mich.“
Wie sahen deine ersten Schritte in Punkto Bulli Ausbau aus? Wie bist du vorgegangen?
Julia: „Am Anfang steht natürlich erst einmal die Recherche. Ich habe mich über die verschiedenen Marken, Modelle, Jahrgänge und Schwachstellen informiert. Es musste für mich gar nicht unbedingt VW sein, sondern hätte auch ein Fiat Ducato, ein Renault oder Citroen sein können. Welche Ausstattung hat die größte Langlebigkeit, welche Modelle sind am robustesten? Ich habe mir eine Suche mit einem Raster angelegt, das relativ präzise war und auf verschiedenen Portalen wie Zollversteigerungen, Ebay Kleinanzeigen oder mobile.de gesucht. Nelson hat mein Vater dann entdeckt. Er ist super gut erhalten und bezüglich der Ausstattung absolut perfekt. An der Grenze zu Polen haben wir ihn gefunden, er war über mobile.de inseriert. Den mussten wir trotzdem einmal komplett durchchecken, ob es nicht doch irgendwo versteckte Haken gibt. An der Stelle würde ich auch gern kurz sagen, dass ich die komplette Unterstützung meiner Eltern hatte. Ohne die Erfahrung und Support der beiden hätte ich Nelson nicht bekommen. Als ich ihn dann hatte, war ich wirklich super happy.“
Dann kam der Ausbau: Wie bist du an diesen herangegangen?
Julia: „Nelson war ein leerer, als LKW zugelassener Werkstattwagen. Das war Presspappe von VW, nicht gedämmt. Also haben wir das alles entfernt und auch die Boden-Holzplatte rausgenommen. Auf dem Blech am Boden und der Decke haben wir eine Schallschutzfolie (Alubütol) angebracht – das funktioniert wie eine Schwingsperre und sorgt für weniger Lärm. Überall wo Blech an den Wänden war, haben wir mit Armaflex gedämmt. Darüber ist dann eine aluminiumkaschierte Dampfsperre verlegt. Als das alles fertig war, haben wir darauf dünne Sperrholzplatten geschraubt und mit Holz verkleidet. Für den Ausbau habe ich Leichtholz, wie zum Beispiel Birke verwendet.
Dann folgte der Innenausbau. Das Wichtigste dabei war für mich Platz. Ich wollte so viel Stauraum wie möglich rausholen. Bei den Westfalia-Ausbauten habe ich zum Beispiel festgestellt, dass mir das einfach zu wenig Platz ist. Wenn ich mehrere Monate mit dem Bus unterwegs bin, wollte ich viel mitnehmen können, ohne dass es zugestellt ist.
Begonnen haben wir mit der Liegefläche. Meine Ideen hatte ich mir von anderen Bulli-Ausbauern bei Instagram und Pinterest geholt und so meine eigene Planung gemacht. Wir haben oft geleimt und geschraubt, und vieles an der Wand und am Boden befestigt. So bleibt alles bombenfest, wenn man mal bremst. Um die Liegeflächen haben wir dann das Grundgerüst gebaut. Und klar, manchmal hatte ich das Gefühl, wir hatten nicht den richtigen Plan. Da war dann da plötzlich doch noch ’ne Ecke. Oder etwas anderes Unvorhergesehenes.
Das dramatischste war wirklich die Liegefläche, die haben wir ungefähr 10 Mal wieder auseinandergebaut, weil wir irgendwas nicht bedacht hatten. Ich habe eine Möglichkeit gewählt, die nicht ganz einfach umzusetzen war. Ich wollte das aber aus Platz und Ästhetik-Gründen genauso machen. Da mussten wir uns dann wilde Klappmechanismen ausdenken, damit das überhaupt passt. Zwischenzeitlich bin ich daran echt verzweifelt. Aber als es dann endlich gepasst war ich wahnsinnig glücklich.“
Wie lange schraubst du schon an Nelson?
Julia: „Bisher über ein Jahr, aber mit Unterbrechungen. Ich bin grade auch durch den Stadtwechsel von Rostock nach Hannover in letzter Zeit wenig dazu gekommen. Aber ein gutes halbes Jahr haben wir durchgezogen, immer abends oder am Wochenende, wenn es zeitlich irgendwie möglich war. Vermutlich wird das ein lebenslanges Projekt werden.“
Was willst du denn noch tun?
Julia: „Nelson bekommt noch indirektes Licht. Dafür muss ich den Strom noch fertig machen und die Seiten bis an die Decke mit Holz verkleiden. Außerdem will ich den Wassertank und eine Dusche installieren. Dafür ist auch schon alles verlegt, die letzten Schritte fehlen aber noch. Dann möchte ich mit der Fahrerkabine weitermachen und eigentlich hätte ich auch gern eine Solaranlage.
Und dann natürlich reisen, reisen, reisen. Ich will Nelson soweit fertig machen, dass ich ein Jahr mit dem Bus unterwegs sein kann.“
Wahnsinn, da hast du ja noch einiges vor! Lass uns wissen, wenn du soweit, wir melden uns hiermit für eine offizielle Besichtigungstour deines Bulli Ausbaus an! Dann habe ich eigentlich nur noch eine kleine Frage zum Schluss: Welche sind die 3 wichtigsten Dinge beim Campen, auf die du nicht mehr verzichten möchtest?
Julia: „Es gibt eigentlich relativ viele Sachen, an die ich mich mittlerweile gewöhnt habe und die ich sehr schätze. Wenn ich die drei Wichtigsten benennen müsste, sind das erstens: Gute Musik, denn genau das macht den Roadtrip für mich erst so richtig perfekt. Zweitens einen wirklich dicken Wollpulli. Denn gerade in kühleren Gegenden würde mir nicht nehmen lassen wollen, trotzdem in der Natur zu sein. Bei mir steht in diesem Jahr Norwegen an und für solche Länder braucht man den. Und dann natürlich meine Surfsachen. Ich möchte jederzeit die Freiheit haben, an den verschiedensten und auch unpopulären Orten und Spots auf’s Wasser gehen zu können.“
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Die Liebe schreibt Geschichten, die so vielseitig und besonders sind wie das Leben selbst. Manchmal gipfelt eine Liebe in einer Hochzeit, manchmal sogar in einem Camper.
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